Zu Hause ist es bekanntlich am schönsten, doch die Zeit in den eigenen vier Wänden kann auch krank machen. Wie Schadstoffe in der Wohnung verschiedene Beschwerden verusachen und wie du langfristig gesund wohnen kannst, erfährst du in folgendem Ratgeber.
Wenn Schadstoffe krank machen
Hast du folgende Symptome? Dann sind vielleicht Schadstoffe in deiner Wohnung die Ursache.
- Übelkeit und Schwindel
- Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
- Kopfschmerzen
- Gereizte Nase und Augen
- Hautausschläge
- Magen-Darm-Probleme
- Herzrasen
- Allergien
- Atemwegserkrankungen (z. B.Asthma)
- Anfälligkeit für Infekte
Tipp 1: Gesund wohnen? Asbest, PCB und Blei entfernen!
Gründe für das Unwohlsein können sowohl im Haus selbst, als auch in der Einrichtung liegen. So ist es in manchen Altbauten durchaus immer noch möglich, auf Asbest zu treffen.
Heute weiß man, dass der Stoff krebserregend sein kann, früher wurde er jedoch u. a. als Dämmmaterial eingesetzt. Gelangt Asbest in die Luft, kann es sich in der Lunge absetzen und Krebs auslösen.
Zudem gibt es u. a. Dichtungsmassen oder Isoliermittel, die mit PCB (polychlorierte Biphenyle) versetzt sind. Hierbei handelt es sich um schädliche Chlorverbindungen, die ebenfalls noch aus früheren Zeiten stammen. Gerade in Häusern, in denen viel Holz verarbeitet wurde, kann die PCB-Gefahr lauern.
Eine weitere Gefahrenquelle kann sich durch Blei in Wasserleitungen ergeben. Das Nervengift kann zu unterschiedlichen körperlichen Beschwerden führen. Bleileitungen kann man daran erkennen, dass verschweißte Schnittstellen vorhanden sind und bei einem Kratzen über die Rohre Spuren zurückbleiben.
Weitere Gifte: DDT, Phtalate, Permethrin, Formaldehyd und Terpene
Tipp 2: Dämmung, Feuchtigkeit und Schimmel
Achte auf vorhandene Wärmebrücken, d. h. Punkte und Ecken in der Wohnung, an denen sehr kalte Außenwände von innen zu wenig Wärme abbekommen, was die Schimmelbildung fördert. Hier hilft langfristig oft nur eine ordentliche Fassadendämmung.
Du kannst Feuchtigkeit im Raum auch selbst reduzieren und der Schimmelbildung vorbeugen. Richtiges Lüften ist dafür das A und O. Viele machen den Fehler und lassen den ganzen Tag das Fenster gekippt. Das reicht aber für den Austausch der Luft nicht.
Lieber mehrmals täglich für einige Minuten alle großen Fenster öffnen und die Wohnung ordentlich stoßlüften. Aquarien, Zimmerspringbrunnen und viele Zimmerpflanzen erhöhen die Feuchtigkeit im Raum zusätzlich, sodass hier regelmäßiges Lüften besonders wichtig ist.
Wichtig: Tritt Schimmel auf, musst dieser sofort komplett entfernt werden, bevor er sich ausbreitet und gesundheitlich bedenklich wird. Im Baumarkt findest du dafür passende Schimmelentferner sowie Schimmelfarbe, die einer Neubildung vorbeugt.
Tipp 3: Schadstoffe von außen
Schadstoffe kommen oft auch von außen.
Zum Beispiel Folgende:
- Feinstaub vom Autoverkehr: An einer Hauptstraße lohnt sich eine Lüftungsanlage, die die schädlichen Abgase aus der Raumluft filtert.
- Pollen: Wenn deine Nase ständig läuft und die Augen tränen, sind häufig Pollen die Ursache. Pollenschutzgitter an den Fenstern sowie Lüftungsgeräte mit Pollenfilter sorgen für eine allergenreduzierte Raumluft.
- Schimmel in der Zimmerpflanze: Auch in der Erde deiner Zimmerpflanzen kann sich Schimmel bilden. Hier hilft nur ein kompletter Wechsel der Erde.
Tipp 4: Farben, Lacke & Tapeten
In zahlreichen Farben und Lacken, aber auch in Tapeten, sind oft schädliche Stoffe enthalten, die nach einer Renovierung nicht selten unangenehme Nebenwirkungen verursachen.
Leidest du nach einer Renovierung oder dem Umzug in eine neue Wohnung plötzlich unter Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen, solltest du die Ursache in den verwendeten Materialien suchen.
Generell sollte nach dem Streichen sehr häufig gelüftet werden, damit mögliche Schadstoffreste aus der Raumluft entweichen können.
Tipp: Achte schon beim Kauf auf schadstoffarme Materialien. Das gilt auch für Montageschaum, Holzkleber, Bindemittel und andere Dinge, die für den Innenausbau und die Renovierung zum Einsatz kommen.
Tipp 5: Möbel, Teppiche und Textilien
Es muss jnicht unbedingt das Haus sein, das auf die Gesundheit schlägt. Manch einer holt sich mit der Inneneinrichtung den Grund für seine Beschwerden erst selbst ins Haus. Sogar ein Wollteppich, der eigentlich mit seiner Natürlichkeit punktet, kann stark mit Pestiziden und Fungiziden belastet sein.
Ebensolche Fungizide, Pestizide sowie dazu noch Formaldehyd kann auch in Möbeln enthalten sein, zum Beispiel in Spanplatten. Auch dieser Stoff gilt als krebserregend, wird aber dennoch weiterhin zur Möbelproduktion genutzt.
Selbst Massivholzmöbel müssen nicht besser sein, zumindest dann nicht, wenn sie lange Strecken zurücklegen müssen und für den Transport ebenfalls mit Mitteln gegen Schädlingsbefall behandelt werden.
Um möglichst sicher zu gehen, was die Unbedenklichkeit der Möbel angeht, sollte auf Umweltzeichen und Prüfsiegel geachtet und nachhaltige Möbel gekauft werden.
Zum Beispiel auf Folgende:
- GuT-Siegel (umweltfreundliche Teppichböden)
- Kork-Logo (schadstoffarme Korkböden)
- Eco-Siegel (Verträglichkeit von Baustoffen und Möbeln)
- EcoNcert-Siegel (Verträglichkeit von Mobiliar und Baustoffen)
- TÜV TOXPROOF
- CE
- RAL
- Blauer Engel
- FSC-Siegel
- Öko Control-Siegel
Tipp 6: Matratzen
Matratzen können ein wahres Paradies für Schädlinge wie Hausstaubmilben, Bakterien, Wanzen und Läuse sein. Tausche deine Matratze mindestens alle 10 Jahre gegen ein neues Modell aus. Lüfte und wende sie regelmäßig, um eine Schimmelbildung zu vermeiden.
Achte zudem beim Kauf darauf, dass kein gesundheitsschädigendes Formaldehyd enthalten ist. Modelle aus Naturlatex und organischer Wolle sind hier besonders empfehlenswert. Schütze die Matratze zusätzlich mit einem waschbaren Schutzbezug, den du jeden Monat bei 90 Grad waschen kannst.
Tipp 7: Kamin richtig verwenden
Hast du einen Kamin in der Wohnung? Das ist gerade an kalten Tagen sehr gemütlich, dennoch solltest du bei der Nutzung einiges beachten. Bekommt dein Ofen zu wenig Sauerstoff, zum Beispiel weil das Kaminrohr nicht ganz frei ist oder du zu viel Brennstoff verwendest, kann schnell das lebensgefährliche Gas Kohlenmonoxid (CO) enstehen.
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Das Verbrennen von feuchtem Holz sowie Pappe und Papier solltest du vermeiden, da dadurch einfach zu viel Feinstaub produziert wird. Feinstaub steht im Verdacht, langfristig Asthma, Lungenkrebs und Allergien auszulösen.
Tipp: Verwende nur trockenes Holz, zum Beispiel Holzbriketts, für den Kamin und bringe an mehreren Stellen CO-Melder an. Ein geschlossener Kamin ist deutlich gesünder, da keine Partikel in die Raumluft gelangen.
Tipp 8: Putzmittel
In vielen Putzmitteln sind Schadstoffe enthalten, die nicht nur deine Haut reizen, sondern auch allergische Reaktionen und Reizungen der Atemwege hervorrufen können.
Einfache Hausmittel wie Essig, Zitronensäure, Natron und Kernseife reichen hier meist aus, um ordentlich zu putzen. Das ist preiswert und weniger schädlich für die Umwelt.
Tipp 9: Weichmacher
Achte beim Kauf von Haushaltswaren, aber auch bei Möbeln, Spielzeug und anderen Dingen darauf, dass keine Weichmacher (z. B. Bisphenol A (BPA) enthalten sind. Denn diese stehen im Verdacht, sich auf die Fruchtbarkeit von Männern negativ auszuwirken und Krankheiten wie Diabetes zu fördern.
In Babyflaschen ist BPA aus diesem Grund schon seit einigen Jahren verboten, dennoch sind sie häufig noch in Spielzeugen, Teppichen und anderen Dingen enthalten. Achte daher unbedingt auf den Hinweis „bpa-frei“ und lagere Lebensmittel generell lieber in Glas statt in Plastik.
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Auch PVC- Böden sind oft mit Weichmacher versetzt, die in Verdacht stehen, Krebs auslösen zu können. Verzichte auf solche Böden und wähle lieber natürliche Materialien.
Auch bei Kork, Holz und Laminat solltest du genau hinschauen und Produkte mit Güte- und Umweltsiegeln wählen, die für ihre strengen Kontrollen bezüglich der Schadstoffe bekannt sind.
Tipp 10: Radon – die unsichtbare Gefahr
Es ist vielen noch völlig unbekannt: das radioaktive Edelgas Radon, das im Verdacht steht, mindestens für ein Zehntel der Lungenkrebsfälle in Deutschland verantwortlich zu sein.Wer gesund wohnen will, sollte daher auch dieses Aspekt nicht vergessen.
Radon gibt es überall im Erdreich, allerdings ist es nur gefährlich, wenn es durch undichte Fugen und Baumaterialien ins Haus eindringt. Zerfällt das radioaktive Edelgas, entstehen dabei Stoffe, die als krebsauslösend gelten, wenn sie lange unbemerkt ins Haus eindringen.
Wer eine Immobilie besitzt, kann den Radonwert in der Wohnung mit einem Gerät einfach einfach messen lassen. Wird ein zu hoher Wert festgestellt, müssen alle Stellen, durch die das Radon eindringt saniert und abgedichtet werden.
Maximal 50 Bequerel pro Kubikmeter liegen noch im Normbereich, bei deutlich höheren Werten muss umgehend saniert werden. Eine Gesundheitsgefährdung
Tipp 11: Biomüll
Stelle deine Biomülltonne niemals in der Nähe deiner Fenster auf. Denn durch die Zersetzung der organischen Materialien können Schimmelpilze und bakterielle Endotoxine in in die Wohnung eindringen.
Ein schattiger Platz weit weg von Fenster und Türen ist hier optimal. Auch ein spzieller Filterdeckel reduziert die Geruchs- und Schadstoffbelastung.
Tipp 12: Allergenarm wohnen
Du bist Allergiker und daher auf eine besonders schadstoff- und pollenarme Umgebung angewiesen? Es gibt speziell für Allergiker geeignete Produkte und Baustoffe, mit denen du deine Umgebung möglichst alllergenarm gestalten kannst.
Zum Beispiel Produkte ohne Weichmacher oder chlorierte und halogenierte Produkte, Pollenschutzrollos, Allergikerkissen und Matratzen, selbstreinigende Fenster und Fliesen und viele weitere Dinge.
Tipp 13: Baubiologie und Umweltanalyse
Du bist dir nicht sicher, ob Schadstoffe in deiner Wohnung sind oder von außen eindringen? Beauftrage doch einfach eine professionelle Schadstoffuntersuchung und Umweltanalyse, um herauszufinden, ob deine Umgebung schadstofffrei ist.
Durchgeführt wird das zum Beispiel von einem Baubiologen oder Umweltanalytiker, der dann an verschiedenen Stellen Proben entnimmt, die Raumluft analysiert und alles auf Schadstoffe prüft.
Auch zu viel Feuchtigkeit, Schimmel, Elektrosmog und Radon können so leicht ermittelt werden. Mit einem passenden Sanierungskonzept kannst du anschließend dein Umfeld selber gesünder gestalten oder, wenn du Mieter bist, deinen Vermieter damit beauftragen.
Fazit: Du siehst, du kannst vieles tun, um dein Wohnumfeld so gesund wie möglich zu gestalten. Nicht alles davon lässt sich in einer Mietwohnung leicht umsetzen, aber zumindest beim Neubau kannst du auf die Verwendung von schadstofffreien Materialien achten. Ob Neubau oder Mietwohnung – Schadstoffe machen auf Dauer krank und sollten entfernt werden, sobald sie festgestellt wurden. Wenn du diesbezüglich einen Verdacht hast, beauftrage einen Sachverständigen für Baubiologie und Umweltanalytik oder einen anderen Experten, um eine Analyse zum durchzuführen.
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Quellenverzeichnis zu „gesund wohnen“:
- Schadstoffe in Innenräumen: Was Sie dagegen tun können | Verbraucherzentrale NRW. (2023, 13. September). Verbraucherzentrale NRW. https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/schadstoffe-in-innenraeumen-was-sie-dagegen-tun-koennen-12463
- Wann ist mein Haus / meine Wohnung besonders gefährdet? (o. D.). Bundesamt für Strahlenschutz. https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/schutz/gefaehrdung.html
- Wo kann Asbest enthalten sein? (2021, 2. März). Baden-Württemberg.de. https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/umwelt-und-gesundheit/asbest/wo-kann-asbest-enthalten-sein